Stromer
hoppala, aus dem Weg, jetzt komme ich. Und wenn ich komme, dann ist immer etwas los! Gestatten, Stromer mein Name. Und auf den Namen bin ich stolz, der hat nämlich zwei verschiedene Bedeutungen. Einmal heisse ich so, weil ich der wunderschöne - wenn nicht überhaupt der schönste - gestromte Kater bin. Und dann, weil ich auch gerne herumstromere und mein Reich kontrolliere. Man muss schliesslich für Ordnung sorgen.
Na ja, so doll ist es ja auch wieder nicht mit mir. Bin im Frühling 2002 geboren und seit September wohne ich in Ürikon. Ich bin ein Geburtstagsgeschenk für meinen Mann-Menschen. Der hatte wohl genug von den vielen Frauen um sich herum und da musste noch ein richtiger Mann her. Tja, damit ist es leider auch nicht mehr weit her. Kurz vor Weihnachten musste ich ein wichtiges Körperteil hergeben. Aber wer das nicht weiss, merkt nichts. Ich bin ein rechter Draufgänger und die beiden Ladies in unserem Haushalt erschrecke ich jeden Tag ein paar Mal zünftig. Das ist eine Gaudi, wie die mit mir herumkugeln und mich anfauchen. Ist mir doch egal! Schliesslich muss jeder sehen, wo er bleibt.
Aber ganz unter uns und im Vertrauen: In Wirklichkeit bin ich ein richtiger Zärtlimuck. Wenn ich meine Menschen sehe kann ich nicht anders, ich muss meinen Kopf an ihren Füssen reiben und mich dann darauf plumpsen lassen und mich lange, lange streicheln lassen. Dann strecke und dehne ich mich wohlig und geniesse mein junges Leben.
Zweimal war ich schon krank. Einmal ist mir was ins Auge gekommen, ich hatte grosse Schmerzen und nicht mal meine Menschen durften mir zu nahe kommen. Sie sind dann mit mir zu einem netten Mann gefahren, der hat mir Salbe ins Auge getan und meine Menschen dann auch jeden Tag und so ist das Loch in meiner Hornhaut wieder zugewachsen. Zum Glück. Sonst könnte ich ja nicht so gut jagen. Meinen Menschen bringe ich jeden Tag ein Geschenk mit nach Hause. Wie die sich freuen! Es herrscht dann immer eine grosse Aufregung.
Als ich das andere Mal krank wurde, war es noch unangenehmer. Ich bekam eine riesige Beule auf der Seite, und als die mich störte habe ich sie aufgebissen. Igitt, war das eklig! Da war so gelbes Zeug drin. Mit dem Loch im Bauch bin ich dann nach Hause gekommen. Da war gerade Besuch da. Trotzdem - als sie mich mit dem Loch sahen, waren sie gleich auf den Beinen. Tupften mit so braunem Zeugs an dem Loch rum und sperrten mich kurzerhand im Büro ein. Das kenne ich schon. Da habe ich die ersten Wochen bei meinen Menschen auch verbracht. Am nächsten Tag ging es wieder zu diesem netten Mann. Der hat mich dann behalten und ich habe lange geschlafen. Nachher hatte ich eine riesige kahle Stelle mit einem Reissverschluss auf der Seite. Was sollte das nun wieder bedeuten? Aber immerhin, Schmerzen hatte ich keine mehr. Es hat mir aber gar nicht gefallen, dass ich weiter im Büro eingesperrt war. Da habe ich dann vor Langeweile ein paar Sachen aus dem Gestell abgeräumt, mich auf dem höchsten Schrank versteckt und bin auf meine Menschen gesprungen, wenn sie reinkamen. Die Tür habe ich auch kaputt macht, so lange und kräftig habe ich diese bearbeitet, weil ich doch rauswollte. Hat aber nichts genützt, sie blieben hart.
Nun bin ich wieder ganz gesund und kann auf Bäume klettern, Mäuse jagen und die beiden Katzenfrauen erschrecken.
Ich finde mich selber ja auch ganz toll, wirklich. Nur etwas stört mich: Ich kann nicht richtig laut und schön miauen und schnurren tue ich nur tief innen drin. Das hört man nicht, aber meine Menschen können es spüren. Und ich fühle mich ganz toll wohl bei ihnen und ich beschütze sie auch, jawoll. Da soll bloss einer kommen, dem zeige ich schon, was ein rechter Kater ist. Miau und tschau.